Hier meine Besprechung in der WAZ, für alle, die sie nachlesen möchten oder verpasst haben.

Emma Healey, Elizabeth wird vermisst. Lübbe 10,99 €

Dies
ist eine Geschichte von dreierlei Vermissen. Emma Healey erzählt in
der Ich-Form von Maud. Maud ist über 80 Jahre alt und mehr als nur
ein bißchen vergesslich. Sie vermisst ihre beste Freundin Elizabeth,
die irgendwie verschwunden ist. Und sie vermißt Sukey, ihre ältere
Schwester, die nach dem Großen Krieg plötzlich spurlos verschwand.
Und Helen, Mauds Tochter, vermisst ihre Mutter, die langsam in der
Demenz verschwindet….

Die
Geschichte nimmt rasantes Tempo auf, als sich herauskristallisiert,
daß Maud alle Informationen über den Verbleib ihrer Schwester weiß,
aber nie richtig zusammengesetzt hat. Erst jetzt fügt sich langsam
alles zusammen….

Eine
derart spannende krimihafte Handlung hatte ich in einem Buch über
eine demente Frau nicht erwartet. Das hat mich sehr angenehm
überrascht. Unter die Haut gegangen sind mir Emma Healeys
Beschreibungen von Mauds zunehmenden Konzentrationslöchern und
Erinnerungslücken. Sie haben mich intensiv mit Maud

mit-fühlen
lassen. Ich stelle mir vor, daß so die Welt eines dementen Menschen
funktioniert: mit einer ureigenen inneren Logik, die sich aber dem
Außenstehenden nicht oder nur sehr selten erschließt. Und so konnte
ich auch mit Helen mitfühlen.

Trotz
des schwierigen, traurigen und beängstigenden Themas für mich eine
warme und sehr sehr schöne Geschichte.